Die Stadtwerke St. Wendel und Saarlouis haben beschlossen, beim Ausbau und der strategischen Weiterentwicklung ihrer jeweiligen Glasfaser-Infrastruktur zusammenzuarbeiten. Einen entsprechenden Kooperationsvertrag haben beide Partner unlängst unterzeichnet. Dieser sieht vor, dass Saarlouis als eines der ersten Stadtwerke an der Saar, die bereits Internet und Service Provider (ISP) sind, mit viel Erfahrung auf dem Gebiet der Glasfaser-Technologie St. Wendel zunächst mit Know-how und seiner Expertise unterstützt und aufbaut. Perspektivisch zielt die Vereinbarung darauf ab, gemeinsam Kräfte zu bündeln und Synergien zu erzielen,
um auf Augenhöhe in diesem Zukunftsmarkt organisch zu wachsen.
Der Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur ist nicht nur eine Frage der aktuellen Bedürfnisse, sondern in vielerlei Hinsicht längst eine strategische Investition in die Zukunft. Der wachsende Bedarf an Breitband-Internet aufgrund von hochauflösenden Streaming-Diensten oder aufwendigen „Virtual Reality“-Anwendungen (VR), Homeoffice oder dem Internet der Dinge (IoT) in „Smart Homes“ und „Smart Cities“ sind nur einige der Treiber dieser Entwicklung, die nicht mehr aufzuhalten ist. Aber auch Aspekte wie „wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit“, „Bildung und Forschung“ sowie „Zukunftssicherheit“ hängen buchstäblich am Glasfaser-Netz, das im Saarland noch entschieden zu viele „weiße Flecken“ aufweist.
Traditionell - vertrauensvolle Zusammenarbeit an der Saar
Wegen der räumlichen Nähe, die für das Saarland charakteristisch ist, arbeiten Stadtwerke an der Saar seit eh und je ohnehin eng und vertrauensvoll zusammen.
Die Energiewende hat dieses Phänomen erheblich verstärkt und durch zahlreiche neue Herausforderungen in Teilen zu einem Umdenken geführt. Für besonders komplexe Aufgabenstellungen wie fundamentale Transformationsprozesse der Versorgungsinfrastruktur sind saarländische Stadt- und Gemeindewerke allein was ihre Kapazitäten, besonders die Fachkräfte, und die finanzielle Ausstattung betrifft, meist strukturell zu klein.
In diesen Fällen, zu denen auch der Glasfaser-Ausbau zählt, empfehlen sich Kooperationen, in denen nicht jeder für sich alle Probleme allein lösen muss, sondern Lasten besser auf mehrere Schultern verteilt sind. Kooperationen, in denen wie zwischen St. Wendel und Saarlouis alle Beteiligten mit ausreichend Fachkräften dezentral an verschiedenen klugen Lösungen arbeiten, die letzten Endes allen zugutekommen können.
„Wir waren mit St. Wendel schon immer im Austausch und da wir dieselbe Strategie beim Glasfaser-Ausbau verfolgen, war es nur selbstverständlich, dass wir auch zusammenarbeiten“, erklärt Dr. Ralf Levacher, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Saarlouis, die aktuelle Konstellation. „Das gibt uns die Möglichkeit, uns gemeinsam weiterzuentwickeln und uns jetzt bestmöglich für die technologischen Anforderungen der Zukunft aufzustellen, zumal sich jeder auf das Know-how des anderen verlassen kann.“ Konkret bringt die Stadtwerke Saarlouis GmbH (SW SLS) in der ersten Phase der Zusammenarbeit mit St. Wendel ihre umfassende Erfahrung in Sachen Betrieb der Glasfaser-Netze sowie die spezielle, zu diesem Zweck individuell weiterentwickelte Software ein, die alle zugehörigen Bereiche dieser Sparte wie Vertrieb und Marketing, Verwaltung, Organisation und spezifische Rechtsprechung unterstützt.
„Um in den saarländischen Städten und Gemeinden in Anbetracht der enormen Herausforderungen durch die Energiewende weiterhin eine qualitativ hochwertige Infrastruktur bei Strom, Gas, Wasser oder nun im Bereich Glasfaser zu bieten, wollen wir als bürgernahe Anbieter verstärkt zusammenarbeiten“, sagt Thomas Bittel, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke St. Wendel. „Nur so wird es uns gelingen, den Herausforderungen der Zukunft in den Bereichen Energie und Telekommunikation erfolgreich zu begegnen. Wir versprechen uns, auch im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, sowohl geringere Kosten als auch weniger bauliche Maßnahmen für den notwendigen Aus- und Aufbau der Netze.“
Frühes Engagement in puncto Glasfaser
Die Stadtwerke Saarlouis sind seit 2009 mit dem Aufbau eines flächendeckenden eigenen Glasfaser-Netzes für Saarlouis befasst und im Zuge dessen auch zu einem veritablen Spezialisten auf dem Tiefbau-Sektor geworden. Als solcher haben sie bei Aushubarbeiten in Verbindung mit dem Gas- oder Wassernetz „in weiser Voraussicht“ Glasfaser-Leitungen wo immer möglich gleich mitverlegt. Auch die Stadtwerke St. Wendel verlegen bereits seit über zehn Jahren bei Arbeiten am Strom- und Gasnetz Glasfaser-Leitungen oder Leerrohre für Glasfaser-Kabel mit.
Was in diesem Zusammenhang das Thema Überversorgung bzw. Überbau angeht
– wenn mehrere Anbieter parallel Glasfaser-Netze in denselben Gebieten verlegen –,
ist der Unmut der Bürger insofern programmiert, als u. a. unnötig Kosten und eine Beeinträchtigung durch Baustellen entstehen. Nach Angaben aus Saarlouis haben die Politik und die BNetzA bereits ein Auge auf dieses Problem geworfen, während die Überwachungsbehörde eine eigene Stelle gebildet habe, deren Aufgabe darin besteht, es zu lösen.
Ausblick und Weiterentwicklung - offen für Neues
Die Strategie hinter der aktuellen Kooperation zwischen Saarlouis und St. Wendel sieht mittelfristig eine kontinuierliche gemeinsame Weiterentwicklung als ISP vor.
In die Zukunft gerichtet und „ohne Denkverbote oder Barrieren im Kopf“. Während derzeit für Saarlouis die Konsolidierung des aktuellen TK-Portfolios Priorität genießt, sind dabei auch eine Erweiterung des Produkt-Portfolios sowie weitere Kooperationen dieser Art nicht ausgeschlossen.
Generell sollen jetzt gemeinsam von beiden Stadtwerken neue innovative Produkte und Services entwickelt werden, für die ein Player allein nur schwerlich die Kapazitäten aufbringen könnte. Davon erwarten sich die Protagonisten angesichts der künftigen Herausforderungen zahlreiche Vorteile, nicht zuletzt auch finanzielle, die die Stadtwerke dann an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben können.